Fallschirmspringen im Val-de-Travers

Es spielt sich auf dem Flugplatz von Môtiers am Sonntag den 7. Juli 2019 ab. Vincent Huguenin des Verrières feiert seinen 30. Geburtstag mit Pauken und Trompeten und lädt seine Freunde zu einem exklusiven Event ein, bei dem selbstverständlich auch Tandemsprünge stattfinden sollen. Zudem wird Swissboogie « die mystische Route des Absinths » beschreiten.

Horror und Fluch kommen zusammen und es gibt im letzten Moment ein Hindernis, das die sorgfältigen Vorbereitungen dieses Events beeinträchtigt. Etwa ein Dutzend der Mitarbeiter von Skyguide, also die Fluglotzen, die für die Sicherheit im Luftraum der Schweiz zuständig sind, melden sich krank. Dies ist wahrscheinlich die Reaktion auf ein Gerichtsurteil, das einen der ihren wegen eines schweren Fehlers in seiner beruflichen Tätigkeit verurteilt hat. Daraufhin ist der Luftraum unterhalb 3000 Metern nicht mehr gesichert und damit ist es nicht mehr gestattet, in diesem Luftraum seine Aktivitäten auszuüben. Beim Keystone-ATS erklärt der Sprecher von Skyguide Vladi Barrosa: „Wenn ein Luftraumüberwacher sich nicht wohl fühlt, arbeitet er nicht!“ … In den vergangenen 50 Jahren ist eine solche Reaktion nie vorgekommen. Die Fallschirmspringer sind die Gestraften und zwar für einen Umstand, für den sie absolut nichts können. Die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Behörden wirken sich auch auf das heutige Event aus. 

Groupe prêt pour sauter en parachute

Vincent Huguenin und seine Freunde „die Harten aus dem Arc Jurassien“ geben sich aber nicht geschlagen und entscheiden, ihr Fest koste es, was es wolle, trotzdem durchzuführen, denn es hat ja monatelangen Vorbereitungen bedurft. Die Verschiebung kommt nicht in Frage. Sie werden also auf 3000 statt auf 4000 Metern abspringen. Und letztendlich ist alles wieder gut und sogar noch besser. Der Pilot Paul Misteli „Polo“, der Swissboogie-Spezialist für HALO-Sprünge 7.600 Metern Höhe wird sich nicht in den Luftraum begeben, der von der halb im Streik befindlichen Skyguide kontrolliert wird. 

Décollage de l'avion à Môtiers

Schliesslich hebt das Flugzeug mit dem Sprunglehrer- und Organisations-Personal an Bord bei wunderbarem Wetter von der Basis in Kappelen ab in Richtung Môtiers, während sich das gesamte Material in Fahrzeugen transportiert wird. Der Chef des Flugplatzes Gilles Aeschimann hat unterdessen Parkplätze organisiert. Der mit dem Catering betraute Spezialist kümmert sich um das Aufbauen der Tische, seines Grills, der Würstchen, Kuchen und natürlich der dem Anlass entsprechenden Getränke.

Die Gäste und Zuschauer werden sicherlich viel Durst haben. 

Canal Alpha dans l'avion

Die Mitarbeiter des Fernsehen CANAL ALPHA unter der Leitung von Sarah Adatte, die eine Reportage drehen sollen, sind schon da und bereiten alles vor. Die Interviews am Boden beginnen bereits.

http://www.canalalpha.ch/actu/visiter-le-val-de-travers-oui-mais-en-sautant-dun-avion/

Und da steht auch schon das Flugzeug am Ende der Piste. Der Pilot Polo schaltet das Triebwerk für den Start des ersten Fluges mit acht Personen im Tandemsprung und eine Kamerafrau vom Fernsehen an Bord ein.

Fliegen und Staunen

Der Jurabogen ist für seine Bewohner überlebenswichtig in allen Bereichen. Nur von oben aus dem Flugzeug kann man ihn vollständig sehen, sogar die höchsten Gipfel. Das ist der Moment, um sich staunend die Augen zu reiben.

Der Spring selbst

Der grosse Moment kommt. Die Jurabewohner fühlen sich wie Zuhause. Die Tür öffnet sich und 30 Sekunden später befindet sich das Flugzeug genau über dem Festgelände. Man hat nur drei Sekunden, um diesen Anblick auf der Flugzeugkante sitzend zu bewundern.

Und los! Nach dem Nervenkitzel des Absprungs verwandeln sich die Gefühle in schieres Staunen während es im freien Fall rasant abwärts geht. Es ist ein einmaliges Erlebnis, das die Springer in ihrem ganzen Leben noch nicht erfahren haben. Und sie lassen sich von ihren Gefühlen übermannen. 

Parachute tandem en l'air

Schliesslich öffnet sich der Fallschirm und der Fall wird ganz ruhig. Das einzige Geräusch, das man um sich herum hört sind die leisen Worte „Unglaublich“, „Überwältigend“ oder „Der schönste Tag meines Lebens“ und andere. Unter den Füssen erscheint nun das Gelände des Flugplatzes. Man landet ganz sanft mit Hilfe des erfahrenen Tandem-Meister.Le plaisir aux lèvres

„Super. Ich würde es sofort wieder tun!“ ist das erste, was die Springer sagen, als sie auf der Wiese landen. 

Die folgenden Flüge verlaufen genauso. Als auch der letzte gelandet ist, wird das Aperitif gereicht, der die Zungen weiter lockern wird. Eins ist sicher und zwar dass die Mannschaft weiter Druck machen wird. Ein neues Datum wird bereits festgelegt… und es soll verstärkt auf 4000 statt 3000 Metern gesprungen werden. Am selben Ort. Versprochen. Geschworen. 

Môtiers ist für Swissboogie nicht neu.

Saut d'initiation à Môtiers

In den 70er und 80er Jahren, also vor etwa 40 Jahren, haben wir durchschnittlich zweimal im Monat Erstabsprünge durchgeführt. Damals ist das mit runden Fallschirmen geschehen, die sich automatisch nach dem Absprung öffneten, im Stil der Fallschirme die bei der Landung in der Normandie verwendet wurden. Der Springer ist nach dem Verlassen des Flugzeuges auf sich selbst gestellt. Dieser Sprung war für jeden eine Herausforderung. Hunderte von Jungs und Mädels aus dem „Arc Jurassien“ haben dies mitgemacht. 

Parachutistes en attente

Bei der Suche in den Archiven der Swissgoogie-Schule finden sich Fotos aus der Zeit unter anderem von einer Mannschaft, die für Philip Morris gearbeitet hat, einer Tabakfabrik von damals, die sich mit anderen Springern für diese Herausforderung bereit gemacht hatte. Das war am Montag des Festes Eidg. Bettag am 20. September 1982.

In der Reportage über die Sprünge von Môtiers hat TV-Sender Canal Alpha ein Foto von einer Gruppe kurz vor dem Abflug gezeigt, die genau da gesessen haben wie die Springer am 7. Juli 2019. Unter dem Foto war zu lesen: Der erste, der sich auf diesem Archivbild wiedererkennt und sich im Swissboogie Büro meldet, erhält einen Gutschein für einen Flug mit dem Pilatus. 

Pascal Borel

Ziemlich schnell kam ein Anruf und es war Pascal Borel, der bei seinem Sprung 25 Jahre alt war und der mittlerweile in Rente ist. Er hatte damals an dem Sprung teilgenommen, und gewann den Gutschein. Er hat ihn eingelöst und ist am 7. September 2019 mit dem Pilatus auf der Homebase von Swissboogie in einem Absetzflug über Biel-Kappelen als Passagier mitgeflogen. 

Attestation de saut d'initiation 1982

SWISSBOOGIE nimmt die Sprünge in Môtiers ins Programm auf

Im Kalender für 2020 sind nun drei Daten festgelegt, an denen es möglich ist, Tandemsprünge in der Luft über dem Val de Travers zu unternehmen. Zudem gibt es die Möglichkeit für Gruppen von mindestens zwölf Personen ein exklusives Event zu organisieren. Alle weiteren Informationen gibt’s ab Ende November via Mail: info@swissboogie.ch oder Telefon: 032 485 11 11. 

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